TV & Telefix

 

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TV & Telefix (2007-2008)

Ausstellung im Offenen Kanal, Kiel und in der Krokin Galerie, Moskau


Die meist großformatigen Ölbilder mit alten Fernsehgeräten „glotzen“ mit ihren dunklen Bildschirmen auf die Betrachter. Vielleicht sind sie ausgeschaltet oder – so suggeriert ihre leicht verzogene Perspektive – eher kaputt.

Im Verständnis der Antike waren in dem Begriff „techne“ (Kunstfertigkeit) noch die Aspekte Technik und Kunst vereint und entwickelten sich erst durch die Jahrhunderte langsam auseinander. Bedingt durch die kirchliche Trennung standen die „maniera greca“, die nach kanonisch vorgeschriebenen Regeln funktionierende Ikonenmalerei des Ostens und die „maniera italiana“, eine freie, bühnenhaft-illusionistische Malerei des Westens gegenüber. Für Vladimir Sitnikov verbindet der Fernseher den räumlichen Holzkörper der Ikone mit der illusionistischen Darstellung des Theaters oder Kinos.

Allerdings sind seine Bildschirme von Holzkästen umrahmte stumme, dunkle Quadrate in einer farbigen Umgebung. Dieser „dunkle Blick“ verweist auf die Verwurzelung von Sitnikovs Kunst in der Tradition der russischen Avantgarde, und man wird schnell an das Schwarze Quadrat von Malewitsch erinnert. „Ich habe die nackte Ikone meiner Zeit gemalt …“ schrieb Malewitsch 1918. Sitnikovs Bilder setzen sich mit dem Suprematismus auseinander, sie sind eine Art Gegengeste. Er malt die Ikone unserer Zeit, und wenn Malewitsch den Ballast der alten Malerei um sein Quadrat herum zerstört und weggeworfen hat, um in einen endlosen schwarz-weißen Raum vorzustoßen, so werden bei Sitnikov diese alten Scherben wieder um das Quadrat als Bildschirm gruppiert.

Diese altmodischen, scheinbar nicht mehr funktionierenden Fernsehgeräte sind im klassischen Sinne reduzierte Stillleben. Als solche sind sie Symbole und zugleich Mahnung und Erinnerung an die Schnelllebigkeit und Vergänglichkeit der Zeit, eine Art „Vanitas“-Reihe. Wie ein gläsernes Auge schauen die Geräte den Betrachter an, es findet eine „Auflösung des Fernsehens im Leben, Auflösung des Lebens im Fernsehen – eine nicht mehr zu unterscheidende, chemische Lösung“ (Jean Baudrillard, 1978) statt.